Die Augensteuerung erscheint vielen Menschen als eine einfache Möglichkeit, den Computer zu steuern. Dabei wird oft übersehen, dass eine Augensteuerung hohe Anforderungen an den Benutzer stellt. Wir sind es gewohnt, uns durch Umherschauen auf dem Bildschirm zu orientieren. Eine Augensteuerung aber verfolgt jeden Blick und ist bereit, jederzeit dort eine Aktion ( = Klick) auszulösen, wo der Nutzer etwas länger hinschaut. Das Arbeiten mit einer Augensteuerung erfordert also ständig hohe Aufmerksamkeit und Konzentration.
Der hohe Preis einer Augensteuerung (bis zu 30.000 €) weckt oft den Wunsch, so etwas in Eigenregie in Angriff zu nehmen. Das ist nicht unmöglich, erfordert jedoch viel technisches Verständnis und Kenntnisse in der IT. Eine Einführung zu diesem Thema findet man bei https://eye-tracking-education.com/open-source-software/.
Um die Bewegungen der Pupille korrekt erfassen und verfolgen zu können, muss diese genügend groß abgebildet werden, als grober Richtwert gilt, dass die Pupille etwa 30 Prozent des gesamten Kamerabilds ausfüllen muss. Das kann man erreichen, indem man entweder eine normale Webcam direkt vor dem Auge platziert oder eine Kamera mit einem lichtstarken Teleobjektiv verwendet, die dann etwa in Armeslänge vom Gesicht des Nutzers positioniert werden kann. Eine Webcam direkt vor dem Auge zu haben ist für Testzwecke im Labor kein Problem - es ist aber keine Lösung, um damit all seine Arbeiten am Computer zu erledigen. Kameras mit lichtstarken Teleobjektiven gibt es natürlich, aber nicht zum Preis einer Webcam.
Dazu kommt, dass das Bild der Pupille im Infrarotlicht aufgenommen werden muss, damit sich die Pupille deutlich genug von der Augenumgebung abhebt. Nur so kann man vermeiden, dass Lichtreflexe auf der Hornhaut das Bild verfälschen. Eine Infrarot-Beleuchtung lässt sich zwar leicht realisieren, aber man braucht auch eine Kamera, die nur Infrarot-Licht "sieht". Und hier wird es dann leicht teuer.
Allerdings sind seit einiger Zeit Geräte am Markt, die Kamera und Infraotbeleuchtung integriert haben und die man einfach über die USB-Schnittstelle an den Rechner steckt.
Windows 10/11 hat auch schon länger ein Software-Modul zur Augensteuerung an Bord, es lässt sich ganz einfach über die Erleichterte Bedienung (# + U) aktivieren. Es arbeitet jedoch nicht mit jeder Eyetracking-Kamera zusammen. Eine Liste der unterstützten Kameras und weitere Infos von Microsoft finden sich hier.
Mit Click2Speak und OptiKeygibt es zwei freie und kostenlose Bildschirmtastaturen, die für die Benutzung mit einem Eyetracker geschrieben wurden und weniger wählerisch bei der Zusammenarbeit sind..
Eine kurze Anleitung für die Einrichtung des Eyetrackers 4C von Tobii auf einem Computer mit Windows 10 finden Sie im Anhang. Das Dokument beschreibt auch die ersten Schritte bei der Benutzung der Bildschirmtastatur Click2Speak.
Trotzdem sei nochmals darauf hingeweisen, dass Augensteuerung gewöhnungsbedürftig und fordernd ist. Es ist nicht einfach eine andere App, mit der man 5 Minuten nach der Installation loslegen kann!
Die Blicke, mit denen wir uns orientieren, bevor wir mit der Maus auf eine bestimmte Stelle des Bildschirms gehen, sind jetzt gleichzeitig das Werkzeug, das die Maus bewegt und Aktionen auslöst.
Bevor man an eine Augensteuerung denkt, sollte man immer prüfen, ob man nicht das Gleiche mit einer kostenlosen Kopfsteuerung (mit einer Webcam) erreichen kann. Zur Steuerung eines Computers mit Kopfbewegungen ist es ausreichend, wenn der Kopf in kontrolliert nach rechts und links sowei nach oben und unten bewegt werden kann. Kleine Bewegungen reichen dabei vollkommen aus.